"Giits en Kafi?"

„Giits en Kafi?“, gehört bei mir sicher zu den Fragen, die ich besonders gerne gestellt bekomme. Nicht nur weil mir Kaffee sehr gut schmeckt und mir neue Energie verleiht, sondern vielmehr, weil bei dieser Frage in der Regel noch was anderes mitschwingt. Sie bedeutet eben nicht nur, dass ich nun diese eine Tasse Kaffee trinken darf. Kaffeetrinken ist bei uns eine weit verbreitete soziale Praktik und eine gemeinsame Tasse Kaffee ist immer auch eine Einladung. Je nach Kontext kann die Einladung mit jemandem Kaffee trinken zu gehen eine ganz unterschiedliche Bedeutung haben.

Kaffeetrinken ist bei uns eine weit verbreitete soziale Praktik und eine gemeinsame Tasse Kaffee ist immer auch eine Einladung.

Vielleicht bringt die hier titelgebende Frage die langersehnte Lernpause, bei der gemeinsam vor der Bibliothek frische Luft geschnappt werden kann und man die Augen vom langen Blick auf den Bildschirm und die Bücher etwas erholen darf. Auch für mich alleine kann eine Tasse Kaffee die Unterbrechung bedeuten, die ich brauche, um danach wieder neu in die zu bearbeitende Materie einzutauchen. Und vielleicht kommt mir bei dem belebenden Duft der gerösteten Bohnen sogar endlich die langersehnte Lösung für ein Problem, das mich gerade herumtreibt. 

Oder die Frage dient dazu, mit den Lieblingsmitarbeitenden kurz das Büro zu verlassen und an der Kaffeemaschine Neuigkeiten auszutauschen. Es kann auch sein, dass ich damit nur sagen will, dass ich müde bin, meine Konzentration nachlässt und ich deshalb Koffein und einen Mini-Tapetenwechsel brauche. Ich kann mit der Frage nach einem gemeinsamen Kaffee meinem Gegenüber sogar signalisieren, dass ich unsere Bekanntschaft gerne vertiefen oder sogar auf eine andere Ebene führen möchte - wenn du weisst, was ich meine. 

Aber am häufigsten gehen wir doch einfach wieder einmal mit Freunden Kaffee trinken, weil wir gemeinsam etwas Zeit verbringen möchten. Denn mit einer Tasse Kaffee in der Hand lässt sich unglaublich viel besprechen. Und wenn man gerade nichts mehr zu sagen hat, nimmt man einfach wieder einen Schluck und sucht dabei im Kaffeesatz nach Füllern für die entstandene Gesprächspause. Oder man beobachtet zusammen die anderen Menschen im Café - oder zurzeit halt, was gerade so auf der Strasse vor dem Haus geschieht. All diese Möglichkeiten haben Platz in einer kleinen Tasse Kaffee.

Kaffee ist auch so wunderbar anpassungsfähig und wetterbeständig. Er lässt sich nicht nur in den unterschiedlichsten Formen geniessen - als wärmender Cappuccino, erfrischender Freddo, kickender Espresso oder klassischer Lungo – er ist auch an jeder Ecke zu finden. Je nach Gusto, Budget und Anspruch kann ich in Zürich vom Automatenkaffee bis zum ausgeklügelten, handverlesenen Kolbenkaffee alles bekommen. Und auch die Umgebung, in der ich Kaffee geniessen kann, ist so vielfältig, wie die Verarbeitung der Bohnen selbst: auf edlen Polstermöbeln, an der Theke des australischen Baristas oder zwischen diskutierenden Lerngruppen im Studentencafé. Wenn das Wetter stimmt, kann man den koffeinhaltigen Begleiter auch mit nach draussen nehmen und in der Sonne, am See geniessen. 

Die Tasse Kaffee ist in ihrer Vielfältigkeit bei mir und meinen Freunden mit der Frage „Gehen wir mal wieder einen Kaffee trinken?“ zum ultimativen Symbol für ein Treffen geworden.

Dabei ist es schlussendlich gar nicht ausschlaggebend, ob effektiv Kaffee getrunken wird oder nicht doch Tee, Mineral oder sogar ein Bier. Das Getränk an sich ist sekundär. Wichtig ist das, wofür der Kaffee steht: Einen geteilten Moment der Pause.

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